Bisher habe ich in Tansania fast alle Facetten des Lebens mitbekommen. Dazu gehoert halt auch der Tod. Andere Laender, andere Einstellungen, andere Riten. Als Bischof Bagonza kuerzlich beim Morgengebet von drei Sterbefaellen berichtete, bemerkte ich anschliessend auf dem Weg zum Buero zu Emmanuel Ngobya: „Das tut mir aber Leid, dass auf einmal drei Sterbefaelle zu beklagen sind.“ Darauf er: „Gestorben wird doch andauernd. Wir wissen es nur nicht.“ Wo er Recht hat, da hat er Recht.
Vor drei Tagen starb nun Emmanuels Schwiegermutter im Alter von 73 Jahren. Sie hatte im April einen Schlaganfall und musste seitdem gepflegt werden. Gestern wurde sie beerdigt. Ich fuehlte mich verpflichtet, hinzugehen. Ausserdem war ich neugierig, wie denn so eine Beerdigung hier in Tansania ablaufen wuerde. Hier in Karagwe bleiben die naechsten Angehoerigen traditionell vier Tage (!) bei der Trauerfamilie, um Abschied nehmen und den Uebergang zum ‚Das Leben geht weiter‘ zu schaffen.
Die Beerdigung selbst fand vor dem Haus statt, wo die Verstorbene lebte. Ein katholischer Priester hielt den Trauergottesdienst, da die Verstorbene katholisch war. 300 Frauen und 100 Maenner sassen auf dem Platz vor dem Haus auf dem Boden um den Sarg herum, der zu Beginn aus dem Trauerhaus herausgetragen worden war. Nach einer der Traueransprache wurde Eucharistie (d.h.: Abendmahl) gefeiert. Dann kam der Moment des Abschiednehmens. Das Kopfteil des Sarges wurde hochgeklappt und alle gingen noch einmal an dem Sarg vorbei, um ein letztes Mal Abschied zu nehmen von der Verstorbenen. Priester und Gemeinde sangen ein Auferstehungslied and gleichzeitig liessen die weiblichen Angehoerigen beim Abschied ihren Gefuehlen freien Lauf. Dass zwischendurch immer wieder mal Handys mit lebendigen afrikanischen Erkennungsmelodien laut zu hoeren waren, Kinder schrien und gestillt wurden, und sogar ein Betrunkener auftauchte, war schon beeindruckend. Das gehoert hier alles mit dazu - beeindruckend, finde ich.
Nach zwei Stunden Stehen auf einem Fleck, teilweise in der brennenden Sonne, muss ich ziemlich gezeichnet ausgesehen haben, denn ich wurde gefragt, ob ich muede sei. Asante sana! Und so bekam ich das Angebot, mitten waehrend der Beerdigung nach Hause zu fahren. Mir fiel das leicht, weil selbst Emmanuel - obwohl Schwiegersohn – auch die Beerdigung verliess, da er dringend nach Bukoba reisen musste. Ach Afrika, das Leben hat immer Recht!
Donnerstag, 14. August 2008
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen