Montag, 30. Juni 2008

Gottesdienst mit Cassava, Papaya ...

Gestern besuchte ich zusammen mit meinem Counterpart Pfr. Anicet einen Gottesdienst mit anschliessender Auktion in Omuruchaka. Bei der Auktion wurden alte Naehmaschinen, Drucker etc. aus den Lagerbestaenden des KAD Head Offices versteigert.

In Karagwe werden nach jedem Gottesdienst mitgebrachte Naturalien an den Meistbietenden versteigert - fuer die Kollekte, als Einnahme fuer die Gemeinde. Als „special guest“ bekam ich eine grosse Cassava, zwei Papayas, Bananen, Passionsfruechte geschenkt, das heisst, Gemeindeglieder ersteigerten die Naturalien fuer mich. Gottseidank bekam ich kein Huhn oder ein anderes Tier geschenkt, denn was haette ich damit tun sollen?

Zu Beginn des Gottesdienstes werden hier immer die neuen Gottesdienstbesucher von Pfarrer und Gemeinde begruesst. Dean Phares Kakulima, der stellvertretende Bischof, lud auch mich zu einem kurzen Grusswort ein.

Der Gottesdienst selbst hat mich sehr bewegt. Warum nur? Warum gehen mir besonders afrikanische Gottesdienste so unter die Haut? Vielleicht sind es die Extreme, die zum Himmel schreiende Armut auf der einen und die Kraft des Glaubens auf der anderen Seite. Natuerlich bewegen mich auch die Lieder, die Stimmen, das Tanzen und die Trommeln. In so einem Moment bin ich richtig „ergriffen“, es packt mich.

Und dann sind es auch die Kinder, die einfach zu mir kommen als waere ich ein Magnet, mich bei der Hand nehmen, meine Haut anfassen, weil diese halt anders ist als die ihre. Wir sehen uns an, sie freuen sich und mich... haut es fast um.

... like the first morning


Ein wunderschoener Sonnenaufgang am gestrigen Sonntagmorgen erinnert mich an das Lied von Cat Stevens “Morning has broken like the first morning… sunlit from heaven…” Andere Laender, anderes Licht, andere Morgenstimmung. In Karagwe gibt es immer idyllische Momente. Zum Glueck bin ich heute aufgestanden. Der erste, der sich noch mitten in der Nacht meldet, ist der Gockel des Karagwe-Hotels. Ich habe das Gefuehl, als ob er neben meinem Bett stehen wuerde. Um 5.45 Uhr hoere ich aus der Ferne die angenehm tiefe Stimme des Muezin, die zum Gebet ruft.

Und ca. eine Stunde spaeter geht die Sonne auf. Ich liebe das Licht Afrikas – vergleichbar mit dem Licht der Provence. Es sind nur wenige Minuten warmes Licht am Morgen und dann wieder am Abend – hier in der Naehe des Aequators immer kurz vor sieben Uhr. Wenn man einen Blick dafuer hat und diesen Moment mitbekommen kann, kann man in diesen paar Minuten Farbe satt sehen.

Mich beeindruckt dieses Naturschauspiel immer wieder aufs Neue. Einerseits fotografiere ich gerne („Fotografieren ist mit der Kamera malen“) und als Fotograf habe ich einen Blick fuer das Licht. Und dann bin ich es von Wallau her gewohnt, morgens entweder vom fruehmorgendlichen Berufsverkehr auf der Umgehungsstrasse geweckt zu werden oder vom Gueterzug der DB, der in den letzten zwei Jahren immer auch um 5.45 Uhr die Uebereste von Kyrill abtransportierte (siehe der immense Windbruch im Wald) und immer mit Quietschen kurz vor Wallau kurz halt macht. Deshalb geniesse ich es ein wenig hier in Karagwe „... wie am ersten Morgen.“

Samstag, 28. Juni 2008

Karibu sana

Herzlich Willkommen in Afrika! Nicht nur ich, sondern auch der Bischof Bagonza (der sieben Wochen von zuhause weg war, in DAR, bei uns in Biedenkopf, und dann bei der VEM auf Borkum) und der mitgereiste Generalsekretaer Erasto Kamihanda werden mit einem kleinen Empfang inklusive Abendessen durch alle Mitarbeiter des Head Office im Karagwe-Hotel in Kayanga willkommen geheissen. Auch Frau Bagonza und die zwei Maedchen Vision and Mission sind mit von der Partie. Mit viel Humor erzaehlt der Bischof von allem, was er auf seiner Reise erlebt hat. Auch ich werde gefragt, ein kurzes Grusswort zu sagen, mit Gruessen aus dem Dekanat Biedenkopf, von allen KAD-Freunden und um was es ungefaehr bei dem KAD Publik-Relation-Projekt gehen wird.

Mein Counterpart Rev. Anicet Maganya kommt etwas mit Verspaetung, da seine Frau vor zwei Tagen ein Baby bekommen hat. Seine Frau soll spaeter einmal die Webmasterin der Website werden, weil sie die einzige aus der KAD ist, die IT studiert hat und in diesem Bereich ausgebildet ist. Dazu spaeter mehr.

Jedenfalls freue ich mich ueber den herzlichen Empfang durch die KAD, ueber das neue Baby (Gruesse auch an Julia, Axel und Johanna in Hatzfeld) und dass die Technik funktioniert und wir auch auf diesem Weg miteinander verbunden sind und bleiben.

Kleine Nachbemerkung: Danke fuer die ersten Kommentare. So macht das echt Spass. Es kann durchaus sein, dass ein paar neue Webber noch nicht wissen, wie man einen Kommentar schreibt. Einfach bei Google-Blog anmelden, und schon koennt Ihr auf meine Posts reagieren.

Auf dem Weg nach Karagwe

Nach Papaya, Chai (Tee mit Milch und Kardamom), Toast mit Ruehrei und suesser Chapati (eine Art Omlett) werde ich vom Schwager des Bischofs abgeholt. Mit Precision Air geht es um 10.30 Uhr nach Mwanza. Die Juniorenmannschaft des Fussballclubs SIMBA aus DAR fliegt auch mit. Da das Flugzeug ueberbucht war, mussten leider ein paar Passagiere wieder aussteigen. In Deutschland waere das nicht so moeglich. Hier gibt es eine kurzes Gespraech, eine kleine Geste der Enttaeuschung, und dann war die Sache geregelt. Der afrikanische Geduldsfaden ist halt anders gestrickt als unserer. Waehrend des Fluges hatte ich ein nettes Gesprach mit einem der jungen Fussballer. Sein grosses Vorbild ist Michael Ballak. Auch er freut sich auf das Finale Deutschland-Spanien. „Deutschland gewinnt!“ sagt er. Ich hoffe, dass ich das Spiel in Karagwe sehen kann und ich hoffe, dass mein Gespraechspartner Recht behaelt. „Schaun wir mal!“, sagt der Kaiser.

Von Mwanza geht es dann mit einer kleinen Propellermaschine von Auric Air nach Bukoba. Frank Schmitt, der Praeses unserer Dekanatssynode, haette seine grosse Freude an dem Flug gehabt. Jedenfalls kommen wir Gottseidank gut in Bukoba an. Dort erwartet uns das Bischofsauto samt Fahrer. In Bukoba essen wir (Ndisi, so etwas wie Kartoffelbrei, nur aus Bananen, eines meiner Lieblingsgerichte), und es gibt noch ein paar Dinge zu erledigen. Die Fahrt nach Kayanga, der Hauptstadt Karagwes, vergeht wie im Flug. Um ca. 17.00 Uhr werden wir vom Dean Phares Kakulima, dem Stellvertretenden Bischof, und Regina Henri, der Managerin des Karagwe-Hotel, des ehemaligen Jugendzentrums, herzlich begruesst.

Abschied von DAR

Kurze Vorbemerkung: Weil wir gestern von DAR nach Kayanga, der Hauptstadt Karagwes, reisten, konnte ich gestern nichts in mein Tagebuch reinstellen.

Vorgestern Abend ging ich in im Gaestehaus der lutherischen Kirche in DAR frueh zu Bett. Normalerweise bekommt man dort wenig mit von dem, was draussen passiert, weil Zimmer mit Klimaanlagen nur verschlossene Fenster haben. Vorgestern aber uebernachtete ich in einem Zimmer ohne Klimaanlage und offenem Fenster. So bekam ich eine hoerenswerte Chorprobe der lutherischen Kantorei von DAR frei ans Bett geliefert, das die Kathedrale neben dem Gaestehaus liegt. Ich mag die kraftvollen und melodischen Stimmen Afrikas, die mich an die Kraft des Glaubens und an die Jahre in Nigeria erinnern. Der Unterschied zu Nigeria: Es wird weniger bis gar nicht getrommelt.

Am Morgen wurde ich nicht nur von rangierenden Schiffen des nahen Hafens, dem Ruf des Muezins und einem froehlichen Kraehenkonzert geweckt, sondern auch von der Orgel der nahen Kathedrale. Jeden Morgen findet dort um 6.00 Uhr eine Fruehandacht in der Kirche statt, die nach Aussagen des Bischofs Bagonza sehr beliebt ist. Das erste Lied wie auch viele andere war mir sehr vertraut, auch wenn ich kein Kiswahili verstehe: „Du meine Seele singe...“ von Paul Gerhard.

Eine Nachbemerkung: Ein Dankeschoen dem Himmel, denn diesen Post konnte ich vom Head Office der KAD schicken. Wir sind "connected", es geht zwar viel langsam als Breitband-DSL, aber es geht. Nur mit den Bildern werde ich sparsamer umgehen, denn jedes Bild, obwohl runtergepixelt, braucht gefuehlte 10 Minuten zum Hochladen.

Donnerstag, 26. Juni 2008

Karibu in DAR

Gestern Morgen vor dem Abflug in Duesseldorf musste ich mich von meinem Kollegen Frank Kopania verabschieden. Frank hat mich nicht nur vorgestern nach Wuppertal und gestern Morgen in aller Herrgottsfruehe (4.00 Uhr) zum Flughafen gefahren. Wir beiden haben in den vergangenen zwei Jahren ganz eng und engagiert fuer die Partnerschaft Biedenkopf-Kituntu gearbeitet. Frank geht im August in die USA, um dort in Miami, Florida in der ELCA (Evangelisch-Lutherischen Kirche in Amerika) fuer ein paar Jahre zu arbeiten. Auch nochmals auf diesem Weg: Danke, Frank, fur alles und Gottes reichen Segen!
Gestern Abend dann sind wir gut in DAR angekommen, wir, das heisst: Bischof Bagonza, Eresto Kamihanda (Generalsekretaer der KAD) und ich. Leider funktionierte das TV in unserem Hotel nicht, und deswegen hoerte ich erst heute morgen von dem deutschen Erfolg im Halbfinale. Vielleicht ergibt sich ja eine Gelegenheit, in Karagwe am Sonntag das Endspiel zu sehen.
Im Moment befinde mich hier im Zentrum Daressalams, ganz nah am Hafen. Dort unterhaelt die ELCT ihr Gaestehaus, bzw. hat dort eine Kirche (siehe Foto). Ich werde heute noch etwas von DAR sehen.

PS.: Da ich ab sofort auf einer englischen Tastatur schreiben muss, muesst Ihr das ae und ue und oe entschuldigen.

Dienstag, 24. Juni 2008

Abschied um Neues zu entdecken

Die erste Phase des Studienurlaubs ist vorbei. "Sind Sie noch hier?" fragten viele Gemeindeglieder. Aber heute geht das Reiseabenteuer los. Zuerst steht der Karagwe Round Table in Wuppertal auf dem Programm, und morgen dann der Flug nach Daressalam, bzw. übermorgen der Flug nach Karagwe.

Hinter mir liegen schöne, aber teils übervolle Tage des Übergangs. Gerne erinnere ich mich an den Festgottesdienst "125 Jahre Weifenbacher Musikanten" und deren tolles Fest. Und dann läuft ja auch neben dem Normalprogramm das Projekt "Neubau der KITA-Krippe für 24 Kinder". Und last not least musste ja auch noch die Partnerschaftsseite des Dekanates Biedenkopf und des Kituntu-Distrikts fertig werden. Hurra! Ich, bzw. wir haben alles geschafft. Gott sei Dank!

Nun bin ich gespannt, wie es wird in Tansania, mit den Begegnungen, mit dem Projekt, mit der Technik. Ich freue mich auf die kommenden acht Wochen und hoffe, dass ich auch in Tansania das Onlinetagebuch weiterführen kann.

Freitag, 20. Juni 2008

Der Hammer Malariaprophylaxe

Andere Länder, andere Sitten – man könnte auch sagen: Andere Krankheiten. Malaria gehört mit zu den Krankheiten, die in ganz Afrika nach wie vor ihren Schrecken verbreiten. Es gibt verschiedene Formen, die unter anderem auch zum Tode führen können. Was soll ich für die acht Wochen Studienurlaub nur als Prophylaxe nehmen?
In Absprache mit dem Hausarzt habe ich mich für Lariam entschieden, auch wenn Lariam einen schlechten Ruf hat. In der Gebrauchsinformation und auch in Internetchats wird davon berichtet, dass Lariam Angstzustände über Paranoia bis hin zu Halluzinationen und psychotisches Verhalten auslösen kann. Ich selbst habe bisher keine schlechten Erfahrungen mit Lariam gemacht abgesehen von kleinen feinmotorischen Problemen und etwas Gewichtsabnahme – wogegen ich gar nichts habe.
Jeden Freitagabend nehme ich meine Wochenration in Form einer Tablette zu mir. Denkt an mich!

Donnerstag, 19. Juni 2008

Wunder gibt es immer wieder

Noch 5 Tage bis zum Abflug. Seit 10 Tagen habe ich Studienurlaub. Am vergangenen Freitag traf ich mich mit den "Glückskindern" der Medienagentur Provinzglück in Gladenbach... und sage und schreibe war ich heute in der Lage, nach einer kurzen Einweisung in das Content Management System (CMS) die Startseite der neuen Homepage selbst zu gestalten. Danke an alle, die mir in den letzten Monaten den Weg ins Webbing gezeigt haben... Gerhard Rüdiger, Jochen Schröder, Manuela Vollmann, Sophie Cyriax, Birgit Pfeiffer (VEM Onlineredakteurin) und Peter Schmidt (Medienhaus der EKHN) und natürlich den Glückskindern. A dream came true!

Bitte überzeugt euch selbst! Klickt einfach mal an unter www.karagwe-diocese.org. Natürlich werdet Ihr jetzt noch nicht viel sehen. Aber man kann schon ahnen, was es einmal werden könnte. Ich habe einmal die verschiedenen Möglichkeiten des CMS ausgetestet. Was meint Ihr dazu?

Mittwoch, 18. Juni 2008

Bischof Bagonza zu Besuch

Bischof Bagonza besuchte vom 31. Mai bis 11. Juni 2008 im Vorfeld der Vollversammlung der VEM auf Borkum das Dekanat Biedenkopf. Hut ab vor der Energieleistung des Bischofs, der ein sportliches Besuchsprogramm mit großer Souveränität bewältigte!

Zu den Höhepunkten des Besuchs gehörten die verschiedenen Brückenbaugottesdienste zum Thema "...damit sie alle eins seien" (Joh. 17, 21) und die Begegnungen mit Landrat Fischbach (siehe Foto), Kirchenpräsident Steinacker, mit Kolleginnen und Kollegen, aber auch mit Vertretern von Kommunen,VR-Bank und Wirtschaft. Bischof Bagonza selbst meinte zu dem Programm, das der Kollege Frank Kopania koordiniert hatte: "Durch das Programm ist mir eigentlich das erste Mal richtig bewußt geworden, dass Partnerschaft nicht nur auf der kirchlichen Schiene gefahren werden sollte. Die Begegnungen mit Politik und Wirtschaft habe ich sehr geschätzt."

Dienstag, 17. Juni 2008

Es geht los

Am vergangenen Dienstag, 10. Juni 2008, begann ganz offiziell mein Studienurlaub. Vom Programm her sind drei Phasen vorgesehen.

10-24. Juni 2008: Orientierungsphase
Für die ersten Tage habe ich mir zwei Dinge vorgenommen: (a) Die Rahmenbedingungen der geplanten Website der Karagwe-Diözese müssen mit Bischof Bagonza (siehe Foto links) und meinem tansanischen Counterpart Rev. Aniceth Maganya abgeklärt werden. Glücklicherweise bekam ich von Sophie Cyriax, der Öffentlichkeitsbeauftragten unseres Dekanates Biedenkopf, den Tipp mit der Medienfirma Provinzglück, die unter anderem auch das Design der Dekanatswebsite entwickelte. Der Vorteil ihres Webdesigns: Sieht nicht nur einfach aus, sondern ist auch einfach zu bedienen. (b) In den nächsten Tagen werden Frau Manuela Vollmann und ich die brandneue deutsch-englischen Webseite der Partnerschaft Biedenkopf-Kituntu ins Netz stellen. Der Entwurf der Website wurde von den Gremien des Dekanates Biedenkopf als sehr gelungen verabschiedet und beschlossen. Als Vorsitzender des Partnerschaftskomitees bin ich für den Inhalt der Website verantwortlich.

Abgeschlossen wird die erste Phase mit dem Karagwe-Round-Table Treffen am 24. Juni 2008 in Wuppertal. Dort werden alle deutschen Partnerschaftsgruppen der KAD vertreten sein und zusammen mit Bischof Bagonza die geplante Konsultation im August 2008 vorbereiten.

25. Juni-27. August 2008: Einsatz in Tansania
Mit wenigen Worten: Abgesehen von der Partnerschaftskonsultation in der ersten Woche im August geht es in dieser Phase hauptsächlich darum, mit der Karagwe Diözese die Inhalte der Website zu erarbeiten. Vorausgesetzt, dass die Technik funktioniert wie geplant, können die Inhalte direkt eingepflegt werden. Möge Gott seinen Segen dazu schenken, wie auch zu dem ganzen Projekt.

28. August-8. September 2008: Auswertungsphase
Wenn alle Stricke reißen, würde ich erst dann die Inhalte in die Website einpflegen müssen. Ansonsten steht der obligatorische Bericht über den Studienurlaub an die EKHN an. In der ganzen Zeit werde ich das Thema Kommunikation bedenken - von der oralen hin zur digitalen Kommunikationskultur und was das für die Mission der Kirche, bzw. die Verkündigung des Wortes Gottes bedeuten kann.